NiKas in Brüssel

NiKas in Brüssel

Vier Tage waren engagierte NiKas auf den Spuren der EU in Brüssel unterwegs. Unterstützt von der niedersächsischen Landesvertretung stand ein umfassendes Programm auf dem Plan, mit Vorträgen, Besichtigungen, Austausch und Begegnung. Dank des besonderen Engagements von Petra Roosmann hatten wir ein rundum gelungenes und abwechslungsreiches Programm. Wir hatten Gelegenheit zum Perspektivwechsel und konnten neue Erkenntnisse über die EU-Kommission und Einblicke zum Migrations- uns Asylpaket sowie zum greendeal gewinnen. Erhellend so manche Zusammenhänge und Vorgehensweisen der Kommission, des Rates und des Parlaments. Für uns dabei auch immer im Fokus die Geschlechterperspektive.

Im Europäischen Parlament hatten wir einen spannenden Einblick in die Arbeit des Parlaments und dessen Herausforderungen; vor allem einen inspirierenden Austausch über die Arbeit und Themen des FEMM-Ausschusses (Ausschuss für die Rechte der Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter) mit Gina Horst (Mitarbeiterin der Abgeordneten Maria Noichl). Der Austausch war offen und ermutigend sich weiter für unsere Themen einzusetzen! Eine Stadtführung hat dann das ganze Programm noch abgerundet, so dass wir einen vielfältigen Eindruck der Stadt gewinnen konnten.

Unser Fazit: in Vielfalt geeint – das haben wir tatsächlich erlebt. “Es wäre schön, wenn es gelänge, über den Wirtschaftsraum hinaus auch mehr europäische Identität und Verantwortlichkeit für globale Entwicklungen z.B. im Klimaschutz, Migration und Menschenrechte zu entwickeln”. Danke Susanne Bernsen für das Statement!

Auf dem Foto: Ira Stark, Susanne Bernsen, Annette Wiede, Petra Roosmann, Kirsten Borkowski, Katharina Brosch

Parität jetzt

Parität jetzt

“Frauen in der Politik sollten die Regel sein, nicht die Ausnahme. Doch selbst nach über 100 Jahren Frauenwahlrecht ist lediglich ein Drittel unserer Parlamentarierinnen und Parlamentarier im Deutschen Bundestag weiblich. Hier werden große politische Entscheidungen getroffen, die unsere Gesellschaft gestalten und unsere Zukunft beeinflussen – als Mehrheits­entscheidungen von Männern. Wir kämpfen für Veränderung und eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Politik, denn: Demokratie braucht uns ALLE”, so heißt es auf der offiziellen Kampagnenwebsite.

Auch in Niedersachsen will sich die Landesregierung für eine Paritätsgesetz stark machen.

NiKa e.V. unterstützt die Aktion #paritaetjetzt. Ihr könnt mitmachen unter https://paritaetjetzt.de, Zeichen setzen und eure*n Wahlkreisabgeordnete*n auffordern sich in der Wahlrechtsreform für mehr #paritaet einzusetzen. Das Bild kann über social media geteilt werden.

Auf dem Foto: Cornelia Klaus, Ira Stark und Annette Wiede

Sharing is caring- ist aktives Netzwerken!

NiKa – einfach märchenhaft

NiKa – einfach märchenhaft

NiKa e.V. startet märchenhaft in die zweite Jahreshälfte.  Dazu gibt es ein buntes Programm, welches vor allem Gelegenheit zum Austausch bieten soll, damit das Netzwerk mit Leben gefüllt wird.  Was können wir von der Solidarität der Bremer Stadtmusikanten lernen? Ist die Diversität im öffentlichen Dienst nur ein Märchen? Warum macht das hässliche Entlein keine Karriere? Wer wird am Ende mit Gold überschüttet? Warum sollten wir uns kein Bein ausreißen und wie erreichen wir unser persönlichen “Tischlein deck dich”? NiKa lädt ein zu diesen Fragen ins Gespräch zu kommen. Noch mehr spannenden Veranstaltungen gibt hier im Programm NiKa Sisterhood 2022 2023 final

Sharing is caring- ist aktives Netzwerken!

Vernetzung mit Ministerin Daniela Behrens

Vernetzung mit Ministerin Daniela Behrens

Der NiKa- Vorstand  hatte einen spannenden Austausch mit Gleichstellungsministerin Daniela Behrens. Gemeinsam haben wir überlegt, wie Frauen im  öffentlichen Dienst in Niedersachsen strategisch und operativ gefördert werden können. Für das weitere Programm werden die Schwerpunkte  in SocialLeadership, Digitalisierung und Digitalität, insbesondere der Reduzierung des digital gender gap,  liegen . Darüber hinaus liegt uns sehr am Herzen, Frauen in allen Regionen Niedersachsens zu erreichen und, wenn möglich, auch regionale Strukturen zu schaffen.

Herzlichen Dank an Frau Ministerin Behrens für den offenen und wertschätzenden Dialog.

Vorstand trifft sich online

Vorstand trifft sich online

Unsere lebendige erste Vorstandssitzung hat die ersten strategischen Pfeiler eingeschlagen für die kommenden Monate.
Die ersten Ideen werden gerade ausformuliert zu den Themen:
Wir entwickeln Strategien und Instrumente, um aktiv  soziale Vielfalt zu nutzen und zu fördern bei Nika.
Wir stellen NiKa in den Regionen in Niedersachsen vor und leben Partizipation.
Und: Wir nutzen die Chance der Digitalisierung konsequent.

Übrigens schon gewusst: NiKa e.V. wird in diesem Jahr 10 Jahre alt!

NiKa – neu bei linkedIn

NiKa – neu bei linkedIn

In Zeiten sozialer Distanz ist es wichtig auf verlässliche Netzwerke sowohl im Privaten als auch im Beruflichen zurückgreifen zu können. NiKa e.V. ist ein starkes Netzwerk für Frauen im öffentlichen Dienst und geht im Zuge der weiter zunehmenden Digitalisierung neue Wege. Ab sofort ist NiKa e.V. auch bei linkedIn zu finden. Dort besteht die Möglichkeit schnell in Kontakt und in Austausch zu kommen.

Besuchen und folgen Sie uns unter https://www.linkedin.com/company/nika-netzwerk/

Forderungspapier des Landesfrauenrates

Forderungspapier des Landesfrauenrates

Der Landesfrauenrat Niedersachsen hat ein Forderungspapier zur Anpassung der Maßnahmen an die Lebenswirklichkeit von Frauen und LSBTTIQ* in Zeiten der aktuellen Covid-19-Pandemie veröffentlicht.

Die Corona-Pandemie hat das gesellschaftliche Leben in den letzten Monaten stark verändert. Drastische Maßnahmen, die in beinahe jeden Lebensbereich hineinreichen, wurden getroffen, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Alle Menschen sind davon betroffen, die Auswirkungen zeigen sich jedoch sehr unterschiedlich. Dieses Papier soll den Fokus auf die Belange von Frauen und Menschen mit LSBTIQ*-Hintergrund richten.
In der Diskussion der vergangenen Wochen tauchte immer wieder der Begriff „Systemrelevanz“ auf. Dieser ist jedoch nicht unproblematisch, denn er suggeriert eine Art Alternativlosigkeit. Doch wenn auch unbestritten ist, dass die (bezahlte) Arbeit bestimmter Berufsgruppen während der Pandemie unerlässlich war (dazu zählen z. B. das Personal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, aber auch der Lebensmitteleinzelhandel – dazu unten mehr), wurden andere Bereiche (z. B. Beratungsstellen) als weniger bedeutend angesehen und ge-schlossen. Ganz außen vor bleibt bei dieser Betrachtung die Arbeit, die zurück in die Haus-halte und damit überwiegend auf Frauen verlagert wurde. Das fängt mit der Pflege an, die vielfach privat organisiert werden musste, weil z. B. Tagespflegeeinrichtungen geschlossen wurden, und reicht bis zum Homeschooling. Um das gesellschaftliche System in der Krise aufrecht zu erhalten, waren auch diese zu Hause erbrachten Leistungen systemrelevant – sie kommen in der Diskussion aber kaum vor und werden in ihrer Bedeutung nicht wertgeschätzt. Allein diese wenigen Beispiele zeigen, dass durch den Begriff „Systemrelevanz“, wie er in den letzten Wochen genutzt wurde, zwischen „wichtigen“ und „unwichtigen“ Menschen unterschieden wurde. Doch die politischen Entscheidungen während der Corona-Krise soll-ten eigentlich nicht das System, sondern die Menschen in unserem demokratischen Gemein-wesen, also die gesamte Gesellschaft schützen. In diesem Papier wird daher auf den Begriff der „Systemrelevanz“, wie er sich eingebürgert hat, verzichtet.

Politische Entscheidungen und ihre Folgen
In der Corona-Krise hat sich gezeigt, welche Berufe unverzichtbar sind: Medizinisch und pflegerisch Tätige, Hebammen, Frauen in Beratungsstellen, Erzieher*innen und Arbeitskräfte im Einzelhandel – um nur einige zu nennen – haben weitergearbeitet. In all diesen Berufszweigen sind überwiegend Frauen beschäftigt. Oft werden sie unterdurchschnittlich bezahlt, teil-weise müssen sie ohne Tarifverträge auskommen. Allein im Gesundheitswesen arbeiten laut Statistischem Bundesamt zu 75,6 % Frauen. Die Corona-Krise wurde ausschließlich unter klinischen Aspekten betrachtet. Damit wurden wesentliche Merkmale der ganzheitlichen Betrachtung von Gesundheit als bio-psychosozialem Prozess ausgeklammert. Darunter leiden insbesondere die Beschäftigten in den Berufsgruppen, die als „systemrelevant“ bezeichnet werden, aber z. B. auch alte Menschen in Pflegeeinrichtungen, die über Wochen keinen Besuch empfangen durften. Die mangelnde Beteiligung von Gleichstellungs-/Diversitybeauftragten von Kommunen, Behörden, Kliniken und medizinischen Fakultäten in Entscheidungsgremien, Krisenstäben oder Ethikräten hat zu einer Schieflage bei der Bewertung der Folgen der Corona-Krise als umfas-sendes und langfristiges gesundheitliches Problem sowohl für die Beschäftigten als auch für Patient*innen und Klient*innen geführt.

Die Krise führt zum Rückschritt
Erste Studien zeigen: In der Krise verfallen viele Paare wieder in althergebrachte, allmählich überwunden geglaubte Rollenmuster. Wieder sind es oft Frauen, die beruflich zurückstecken und Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen übernehmen. Aber Homeoffice eignet sich nicht als Betreuungsmodell. Dennoch jonglieren dort, wo Menschen diese Möglichkeit haben, insbesondere die Mütter damit, unter erschwerten Bedingungen Beruf und Kinderbetreuung zeitgleich zu bewältigen. Besonders betroffen sind Alleinerziehende.

Auswirkungen der Krise auf Frauen
Viele Frauen arbeiten in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Diese bieten in Krisen meist keine Kurzarbeit an, sodass diese Nothilfe bei ihnen nicht ankommt. Andererseits haben, anders als in vorangegangenen Wirtschaftskrisen, viele Branchen (z. B. Gastronomie, Einzel-handel, Tourismus), in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind, Kurzarbeit angemeldet. Mittelfristig dürfte sich daher die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern durch die Corona-Krise vergrößern. Die derzeitigen Verdienstausfälle führen damit langfristig auch zu einer weiteren Steigerung des Gender Pension Gap. Zudem verschlechtern sich die Karriereperspektiven von Frauen in der Wissenschaft, da seit Beginn der Corona-Krise ein Rückgang der Publikationen von Frauen, nicht aber von Männern nachgewiesen ist.
Aus der Armuts- wie der Public Health-Forschung ist bekannt, dass Armut die Ursache vieler Krankheiten ist. Insbesondere Herzkreislauferkrankungen, psychische Erkrankungen und Atemwegs- und orthopädische Erkrankungen sind als Folge von anhaltenden Stresssituationen bekannt. Rund zwei Drittel (62,3 %) der Pflegebedürftigen sind Frauen, bei den über 80-jährigen liegt ihr Anteil über 70 %. In Pflegeheimen waren Frauen daher deutlich stärker von der Isolation betroffen. Frauen sind mit 70 % nach wie vor Hauptverantwortliche, wenn es zu einem Pflegefall in der Familie kommt. Sie leisteten schon vor der Krise durchschnittlich 21 Stunden unbezahlte Sorgearbeit pro Woche und kombinieren diese in 65 % der Fälle mit Berufstätigkeit.

Besonders vulnerable Gruppen
Zu den besonders verletzlichen Gruppen gehören neben Frauen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen auch Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung. Insbesondere letztere sind weit zurückgeschlagen, wenn sie aufgrund von Traumata durch Gewalterfahrung dringend psychotherapeutischer Hilfe bedürfen, weil telefonische Sitzungen in der Muttersprache nur begrenzt angeboten werden und oft weder Kenntnisse noch Ausstattung für Videokonferenzen vorhanden sind. Auch die „Psychotherapie zu Dritt“ ist mit eingeschränkten Kommunikationsmitteln so gut wie ausgeschlossen. Gleichzeitig wurden die meisten Auf-nahmen für Tageskliniken aus Infektionsschutzmaßnahmen drastisch zurückgefahren. Zusätzlich leben diese Frauen oft mit mehreren Kindern in sehr beengten Wohnverhältnissen, die sie an die Ankunft in den überfüllten Flüchtlingscamps erinnern und negative Erlebnisse verstärken. Im Hinblick auf häusliche Gewalt ist auch hier mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen.
Wenn schon grundsätzlich für Schwangere durch fehlende Begleitung ein Problem bestand, so gilt dies für Frauen mit Fluchthintergrund wie auch für Frauen mit geistigen Einschränkungen in besonderem Maße: Durch nicht-barrierefreie Kommunikation werden zusätzlich Ängste und Unsicherheiten ausgelöst.

Forderungen des Landesfrauenrates Niedersachsen:
1. Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven
Gerade in einer Krise ist es wichtig, die unterschiedlichen Lebens-, Arbeits- und Lohnbedingungen der verschiedenen Geschlechter zu berücksichtigen.

  • Beratungs- und Entscheidungsgremien sowie die Katastrophen- und Krisenstäbe sollten auf allen Ebenen grundsätzlich paritätisch besetzt werden und auch eine Diversitätsperspektive vertreten können. Die Expertise von Gleichstellungsbeauftragten ist einzubeziehen.
  • Finanzielle Hilfsmaßnahmen müssen transparent sein, damit bei der Vergabe und in der anschließenden Evaluation die Wirkungen auf die Geschlechter sichtbar bleiben und ge-prüft werden kann, ob die eingesetzten Mittel allen gleichermaßen zugutekommen.
  • Obwohl es ausgezeichnete Wissenschaftler*innen in allen Disziplinen gibt, wurden insbe-sondere während der Anfangsphase der Pandemie von Politik und Medien überwiegend Männer als Experten herangezogen. Dies muss sich in Zukunft ändern!


2. Beratungsstellen, Frauengesundheitszentren

  • Es müssen Strukturen geschaffen werden, die eine optimale gesundheitliche und psycho-soziale Beratung und Begleitung auch in Krisenzeiten ermöglichen. Die mehrheitlich von Frauen besetzten Stellen dürfen nicht dem Rotstift zum Opfer fallen. Besonders vulnerable Patient*innen und Klient*innen müssen wissen, dass sie auch in Ausnahmesituationen verlässliche Ansprechpartner*innen haben.
  • Prekär Beschäftigte müssen die Möglichkeit des Zuverdienstes zu Einkünften aus SGB-II-Bezügen oder Erwerbsminderungsrenten erhalten.
  • Für Migrant*innen müssen, wo dies nötig ist, Beratungspersonen mit entsprechender kultureller und sprachlicher Expertise dauerhaft bereitstehen. Sprachmittler*innen müssen Zugang zu stationären Einrichtungen haben.
  • Behinderte Frauen sind insbesondere in Heimen und Werkstätten verstärkt von Gewalt bedroht. Auch für sie müssen Schutzkonzepte für derartige Krisensituationen geschaffen werden. Eine barrierefreie Kommunikation muss sichergestellt werden.
  • Für obdachlose Frauen müssen geschützte Rückzugsräume zur Verfügung stehen. Beispielhafte Projekte haben unterschiedliche Einrichtungen bereits auf Eigeninitiative hin konzipiert. Diese sind flächendeckend umzusetzen.
  • Auch LSBTTIQ* benötigen insbesondere während einer Krise Beratungsangebote mit niederschwelligem Zugang.


3. Arbeitssituation von Pflegefachpersonen
In der weltweiten Covid-19-Pandemie wurde die hohe Bedeutung der Pflegefachpersonen verstärkt deutlich. Jahrelang wurden Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen ausschließlich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt. Im europaweiten Vergleich liegt Deutschland beim bettenbezogenen Personalschlüssel in stationären Einrichtungen weit hinten. Die Folgen sind katastrophal: Burnout, Krankheitsausfälle, Abwanderung in andere Berufe und Nachwuchsmangel werden durch die Pandemie verstärkt. Zahlreiche COVID-19-Infektionsfä-lle sind unter den Pflegefachpersonen verzeichnet. Pflegekräfte sind überlastet und ihre Arbeit wird von Ängsten begleitet Fehler zu begehen, die Konsequenzen für die Genese der Patienten beinhalten.

  • Pflegende müssen ausreichend Schutzausrüstung erhalten und regelmäßig auf Covid-19 getestet werden, um die Gesunderhaltung von Pflegefachpersonen in allen Einrichtungen zu gewährleisten.
  • Die Bemessungsuntergrenze für die Zahl der Betten je Pflegeperson muss angehoben werden, um eine angemessene, professionelle und humane Pflege zu gewährleisten. Krankenhäuser und Pflegedienste müssen bei politischen Entscheidungen als Einrichtungen der Daseinsvorsorge betrachtet werden, nicht als Wirtschaftsunternehmen.
  • Statt vorübergehender Prämien aus aktuellem Anlass braucht es für alle professionell Pflegenden langfristig flächendeckende, bundesweit einheitliche Tarifverträge, die der professionellen Expertise und hohen Verantwortung ihrer Aufgaben gerecht werden. Insgesamt müssen die Rahmenbedingungen in der Pflege sowie deren finanzielle Ausstattung ver-bessert werden. Dies würde dauerhaft die während der Krise viel beschworene Wertschätzung ausdrücken.


Die Pflege muss in Entscheidungsprozesse in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft einbezogen und ihre Selbstverwaltung muss weiter gestärkt werden.


Schutz von Gebärenden
Frauen mussten, gerade zu Beginn der Pandemie, oft gänzlich ohne oder mit sehr eingeschränkter persönlicher Begleitung die Geburt ihres Kindes erleben.
Mit der Geburt geht jedoch der Prozess des gemeinsamen Elternwerdens und der Bindung des Kindes an die Eltern einher. Migrantinnen hatten oft keine oder nur unzureichende Übersetzungsmöglichkeiten. Verstärkte Unsicherheit und Angst wirkt sich oft komplizierend auf den Geburtsprozess aus. Frauen wurden durch die derzeit bestehende Mangelversorgunglage in den Kreißsälen zusätzlich enorm belastet.
Auch die Besuche auf den Wochenstationen waren stark eingeschränkt, wodurch es zu vermehrten frühen Entlassungen kam. Die ambulante Hebammenversorgung war jedoch aus Personalmangel bei Weitem nicht sichergestellt.

  • Frauen müssen jederzeit eine Begleitperson zur Geburt hinzuziehen können.
  • Frauen benötigen die kontinuierliche Begleitung einer Hebamme auch bei vorgeburtlicher Krankenhauseinweisung.
  • Die Betreuung durch Hebammen im Kreißsaal muss 1:1 gewährleistet sein.
  • Die Wochenbettbetreuung zuhause muss nicht nur theoretisch gewährleistet, sondern auch real abrufbar sein.
  • Hebammen müssen aufgrund ihrer Unerlässlichkeit in Entscheidungen einbezogen wer-den und in der Ausübung ihrer stationären, wie ambulanten Tätigkeit durch adäquate Bezahlung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen gestärkt werden.
  • Die Umsetzung der akademischen Ausbildung der Hebammen darf sich durch die Pandemie nicht verzögern.


4. Geschlechtersensible Medizin auch und gerade während der Krise
Seit einigen Jahrzehnten ist die Bedeutung biomedizinischer und psychosozialer Geschlechterunterschiede bei Diagnose und Therapie von Erkrankungen ebenso wie bei Prävention und Rehabilitation bekannt, und das Wissen darüber wird ständig erweitert. Die konsequente Umsetzung der Erkenntnisse in der medizinischen Mainstream-Forschung wie auch in der Aus-, Weiter- und Fortbildung von Ärzt*innen blieb bisher jedoch aus.

  • In klinischer und theoretischer medizinischer Forschung bedarf es grundsätzlich einer geschlechter- und diversitätssensiblen Datenerhebung.
  • Hinweise auf Geschlechtsunterschiede bei der Entwicklung von Symptomen, Schweregraden und Letalität müssen auf der biologischen, psychischen und sozialen Ebene sowie der Versorgungsebene untersucht werden, um Über- und Unterversorgungen qua Geschlecht zu erkennen bzw. zukünftig zu vermeiden. Dabei muss auch die Geschlechtervielfalt berücksichtigt werden, um Fehlbehandlungen zu vermeiden. Patient*innen sollen entsprechend des jeweils aktuellen Forschungsstands geschlechtersensibel behandelt werden.
  • Behandlungsleitlinien müssen grundsätzlich Aussagen zu möglichen Geschlechterunterschieden durch unterschiedliche Therapieoptionen enthalten.
  • Besondere Bedarfe und Bedürfnisse einzelner Personengruppen müssen auch in einer Krise grundsätzlich Berücksichtigung finden (z. B. inter- und transsexuelle Menschen).


Aus der Krise lernen
Die Corona-Pandemie hat in aller Deutlichkeit sichtbar gemacht, an welchen Stellen im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft dringender Handlungsbedarf für eine geschlechtergerechte und diversitätssensible Umorientierung besteht. Der Landesfrauenrat Niedersachsen wendet sich mit diesem Papier an die Verantwortlichen in Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, um diese Umorientierung anzumahnen. Wir fordern einen grundsätzlich geschlechtersensiblen Blick auf die Erfahrungen aus der Corona-Krise und ihre Auswirkungen und entsprechende Konsequenzen für den zukünftigen Umgang mit Krisen- und Katastrophensituationen.

“Ergreifen Sie die Chance”

“Ergreifen Sie die Chance”

Grußwort der Niedersächsischen Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Carola Reimann, für die Homepage des Vereins NiKa e. V. Niedersächsisches Karrierenetzwerk für Frauen im öffentlichen Dienst

Sehr geehrte Leserinnen, liebe aktive Frauen,


als Niedersächsische Gleichstellungsministerin begrüße Sie sehr herzlich auf der Internetseite von NiKa e. V.. Netzwerke wie dieses sind gerade im Berufsleben wichtig. Frauen können sich untereinander informieren, motivieren und unterstützen. So helfen Sie sich gegenseitig. Darüber hinaus entstehen langfristig Strukturen, damit Frauen im Beruf die gleichen Chancen bekommen wie Männer.
Wie wichtig das ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Zwar ist der Anteil der weiblichen Beschäftigten bei den Kommunen und in der Landesverwaltung hoch, er sinkt jedoch mit aufsteigender Besoldungs- und Entgeltgruppe. In Führungspositionen sind Frauen auch heute noch deutlich unterrepräsentiert. Das muss sich ändern. Wir brauchen auch und gerade im öffentlichen Dienst mehr Frauen in Führungspositionen. Genau dafür setze ich mich ein.
Gesellschaftlicher Fortschritt braucht das Wissen und die Kompetenz von Frauen auf allen Ebenen – davon bin ich überzeugt. Und genau das ist auch das Ziel von NiKa.
Liebe Frauen, ergreifen Sie die Chance – vernetzen Sie sich über NiKa. So können Sie gemeinsam Strategien für Ihr berufliches Vorankommen entwickeln und setzen außerdem ein klares Zeichen für mehr Gleichstellung im öffentlichen Dienst.


Ihre
Dr. Carola Reimann
Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung

Tom Figiel

“Frauen sollten aufhören nett zusein “Interview mit Sandra Roloff, ehemalige Nika

“Frauen sollten aufhören nett zu sein!”

Interview mit Sandra Roloff, ehemalige Nika

Exklusiv berichtet die hemalige Nika-Mitglidsfrau Sandra Roloff über Ihren Karriereweg und gibt eindrückliche Einblicke in das Leben einer Führungsfrau.

Bitte schildern Sie uns etwas zu Ihrer jetzigen beruflichen Situation, wenn Sie mögen auch zum Werdegang (kurz). Besonders interessiert uns hier Ihre Rolle als weibliche Führungskraft im öffentlichen Dienst.


Nach meinem Abitur habe ich zuerst eine Bankausbildung absolviert, aber das war nicht die Erfüllung. Dann bin ich im Knast gelandet. Allerdings nur beruflich. Eine Freundin gab mir den Tipp mich im Justizvollzug zu bewerben. Also begann ich dort eine Ausbildung. In den 12,5 Jahren in der Jugendanstalt Hameln habe ich mich für die Gleichstel-lung von Männern und Frauen u.a. als stellv. Gleichstellungsbeauftragte engagiert. Neben dem Beruf habe ich mein rechtswissenschaftliches Studium mit dem Bachelor of Laws abgeschlossen und da dies 2015 noch keine Zukunft in Niedersachsen hatte bin ich nach Bayern, München, gegangen und habe in der 3. Qualifizierungsebene (QE) als Sachbearbeiterin im Sozialreferat bei der Landeshauptstadt München (LHM) begonnen. Nach ca, 8 Monaten bin ich das erste Mal Führungskraft geworden. Und nach weiteren 2,5 Jahren konnte ich die Karriereleiter wieder eine Stufe höher steigen und bin nun seit Dezember 2018 Lei-erin der Innenrevision des Kommunalreferates der LHM.
Als Leiterin der Innenrevision unterstütze ich meine Referentin bei der Qualitätssicherung und -verbesserung der Prozesse im Referat sowie in den dazugehörigen Eigenbetrieben. Ich nehme an den Dienstbesprechungen der obersten Führungsriege teil, um immer auf dem Laufenden zu sein was aktuell läuft. Diese überwiegend männlichen Führungskräfte sind meine Ansprechpartner im täglichen Dienst. Ich wurde als Frau immer akzeptiert und respektiert, wobei ich nicht sagen kann, welchen Anteil daran meine berufliche Rolle hat. Aber generell habe ich hier bei der LHM festgestellt, dass Frauen in Führung etwas Selbstverständliches sind. Die LHM fördert Frauen in Füh-rungspositionen sehr und es gibt extra Fortbildungsprogramme nur für Kolleginnen. Meiner Meinung nach hat auch die Diskussion und Festlegung einer Frauenquote ein großes Stück dazu beigetragen, dass es so viele gute Frauen in der 3. und 4. QE in Führung gibt.

Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Voraussetzungen, um in diese Führungsposition zu gelangen? Welche persönlichen Strategien zur Zielerreichung haben sich bewährt, welche hingegen weniger?


Da würde ich auf jeden Fall Zielstrebigkeit und einen starken Willen anführen. Aber auch „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ zu sein, ist natürlich hilfreich. Ich habe bei der LHM begonnen als die Flüchtlingskrise 2015 auf ihren Höhepunkt zusteuerte. Es gab wahnsinnig viel zu tun und es wurden immer mehr MitarbeiterInnen eingestellt, für die es natürlich Führungskräfte brauchte. Den nächsten Schritt konnte ich machen, da ich bei NiKa e. V. gelernt hatte, wie wichtig netzwerken ist und mein Netzwerk, welches ich mir bei Führungskräfteseminaren aufbaute, mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden, als das Vorstellungsgespräch für die aktuelle Stabsstellenleitung anstand.
Ich setze mir Ziele und diese verfolge ich, auch wenn es nicht gleich sofort klappt sie umzusetzen. Aufgeben war nie eine Option. Und sich Verbündete suchen, die bestimmte Erfahrungen schon gemacht haben, von denen ich nun profitieren kann und selbst Anderen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Was ich mir mittlerweile abgewöhnt habe, ist ständig nett zu sein. Mit Freundlichkeit mag frau im Leben weiterkommen, aber für die Karriere ist es besser höflich aber bestimmt zu sein und auch nie mit den geistigen Reizen zu geizen. Die gesunde Mischung aus Willensstärke, Zielstrebigkeit, Wissen und eine kleine Portion Frau sind meines Erachtens die perfekten Voraussetzungen zur Erreichung eines Karrierezieles.

Gab es aus Ihrer Sicht “Stolpersteine”, die Sie als Frau auf Ihrem beruflichen Weg wahrgenommen haben? Für die freie Wirtschaft werden Hindernisse für Frauen durchaus thematisiert, für den öffentlichen Dienst allerdings eher weniger.


Auch im öffentlichen Dienst gibt es diese Stolpersteine. Ich selbst habe sie in meiner Laufbahn nicht wahrgenommen aber sehr wohl beobachtet. Gerade Frauen zwischen 25-40 Jahren, also im gebärfähigen Alter, wie Männer so gern sagen, werden auf ihrem Weg nach oben ausgebremst. Sie dürfen an Seminaren teilnehmen, alle vorbereitenden Fortbildungen für Nachwuchsführungskräfte besuchen, aber wenn an der entscheidenden Stelle ein „weißer, alter Mann“ sitzt, haben diese Frauen kaum eine reelle Chance. Sitzt dort allerdings eine Frau, steigen die Chancen gravierend. Leider gibt es auch im öffentlichen Dienst eben diese Art von Männern, die glauben nur Ihresgleichen seien geeignet und um diese zu überzeugen, müssen Frauen doppelt so viel leisten wie die vergleichbaren Kollegen.

NiKa e.V. bietet Frauen im öffentlichen Dienst u.a. die Möglichkeiten, sich zu vernetzten. Sie waren selber einmal Mitglied im NiKa e.V. Welcher Stellenwert nahm in Ihrer Karriere das Thema Netzwerken ein und sehen Sie da besondere Herausforderungen für Frauen?


Wie ich bereits erwähnt habe, ist netzwerken etwas sehr Schönes und Hilfreiches für mich. Bei NiKA e.V. war ich damals die einzige Kollegin aus dem mittleren Dienst. Alle anderen Frauen gehörten zum gehobenen oder höheren Dienst. Meine Bedenken, nicht dazuzugehören lösten sich innerhalb der ersten fünf Minuten auf. Allein diese Erfahrung hat mich gestärkt. Der Austausch, die Erfahrungsberichte und die gemeinsamen Erlebnisse haben mir gezeigt, dass wenn wir Frauen zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen, können wir Alles erreichen. Und zwar Jede von uns. Wir müssen aufhören mit Stutenbissigkeit und Neid gegenüber erfolgreicheren Frauen, sondern uns an ihnen orientieren und schauen, was wir lernen können oder wobei sie uns behilflich sein können. Meiner Erfahrung nach neigen Frauen leider immer noch dazu, erfolgreiche Frauen als „Karriereweib“ oder mit anderen negativ behafteten Attributen zu betiteln. Miteinander sind wir stark, daher braucht es Netzwerke wie NiKa e.V., in denen Frauen lernen wie exorbitant wichtig gute Beziehungen sind. Männer sitzen schon seit ewigen Jahren zusammen und vergeben die besten Posten an Ihres-gleichen. Frauen müssen diese Form des Miteinanders ebenso für sich entdecken. Die Vorzüge sind nicht wegzudiskutieren. Denn die besten Stellen werden auch im öffentlichen Dienst unter der Hand vergeben, hier spricht man dann eben von Direktbesetzung. Und um von der Vakanz solcher Stellen überhaupt zu erfahren, braucht frau Kontakte. Dafür eignen sich Netzwerke wie NiKa e.V. hervorragend.

Das Thema Gleichstellung und Frauenförderung steht aktuell eher selten im Fokus. Eine öffentlich geführte Diskussion wird leider nur noch über die Frauenquote geführt. Was bedeutet für Sie Gleichstellung insbesondere für Frauen im öffentlichen Dienst und wo sehen Sie einen Mehrwert durch Vereine wie NiKa e.V.?


Ich möchte all das erreichen können, was auch ein männlicher Kollege erreichen kann. Und dabei muss es egal sein, ob die Person Vollzeit oder Teilzeit arbeitet. So stelle ich mir Gleichstellung vor. Es kommt nur auf die Leistung an, nicht in wieviel Stunden sie erbracht wird oder welches Geschlecht jemensch hat. Durch die gesetzliche Normierung der Gleichstellung hat sich im öffentlichen Dienst schon einiges bewegt. Aber noch nicht genug. Und um Frauen Mut zu machen und aufzuzeigen, dass es sich lohnt es überhaupt zu versuchen und sich gegenseitig zu unterstützen, braucht es Vereine wie NiKa e.V. Hier treffen sich Frauen, die den Weg schon gegangen sind und Frauen, die noch am Anfang stehen und alle profitieren voneinander. Die Macht der Frauen wird sichtbar gemacht, ein wichtiger Aspekt in unserer doch immer noch von Männern dominierten Welt. Und zu dieser Welt gehört eben auch der öffentliche Dienst, bei dem gerade die höchste Führungsebene oftmals noch männlich geprägt ist. Und daran können wir gemeinsam etwas ändern, wenn wir zusammenhalten.

Welche Erfahrungen haben Sie zur Akzeptanz als weibliche Führungskraft gemacht und was raten Sie unseren Mitgliedsfrauen im Verein und Interessierten, die sich auf dem Weg in Führungspositionen machen?


Wie bereits unter Frage 1 gesagt habe, sollten Frauen aufhören nett zu sein. Es ist nicht wichtig Allen zu gefallen, um Karriere zu machen. Eher genau das Gegenteil. Wenn frau eine eigene Meinung hat, die von der des gegenüber abweicht, sollte sie diese vertreten. Dann bewegt frau sich auf Augenhöhe und wird als ebenbürtig wahrgenom-men. Und mal ganz unter uns, ich habe noch in keiner Stellenbeschreibung/ Arbeitsplatzbeschreibung als Voraussetzung „nett und freundlich“ gelesen. Ihr lieben Frauen, dafür werden wir gar nicht bezahlt, also seid authentisch und verteidigt eure Meinung und euren Standpunkt und gebt dem Gegenüber nur Recht, wenn es wirklich eure Meinung ist. Genießt die Gemeinschaft, die NiKa e.V. euch geben kann, profitiert von den Erfahrungen der Frauen und vor allem unterstützt euch. Ich denke gerne an meine Zeit bei NiKa e.V. zurück, mir hat es sehr viel geholfen dabei zu sein. Noch heute lese ich begeistert den Newsletter, der mir liebenswerter Weise weiterhin zugeschickt wird. Und meine Mitgliedschaft bei NiKa e.V. und meine damit gemachten positiven Erfahrungen haben dazu geführt, dass ich mich jetzt sowohl beruflich wie privat für Gleichstellung und Genderrechte engagiere, als Mentorin für ausländische Nachwuchsfüh-rungskräfte und bei XX-Change. Ganz nach dem Motto von Frauen für Frauen!
Ich bin ein Riesenfan vom Netzwerken und sehe es als Schlüssel zum Erfolg!

Danke NiKa e.V., dass ich heute da bin, wo ich schon immer hinwollte! Und nun habe ich hoffentlich meinen Master of Laws in der Tasche und werde den Sprung in die 4. QE wagen.